Gäste, die damals mit der Eisenbahn bis Traunstein anreisten, mussten dann mit dem Pferdestellwagen bis Chieming weiterfahren.
Die damals verkehrenden Postkutschen fuhren an Chieming vorbei. Erst ab dem Jahre 1914 wurde eine Kraftpostlinie von Traunstein nach Chieming eröffnet. Der Bus fuhr aber nur in der Zeit vom 1. Mai bis 1. November. Da auch der Autoverkehr damals noch unbedeutend war, haben sich fortschrittliche Chieminger bemüht, die Anbindung von Chieming an den öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbessern.
Später dienten die Omnibusse dann auch für einige Ausflüge in die Umgebung.
Wohlhabende Sommergäste kamen mit dem eigenen Auto.
Der Nationalökonom und Schriftsteller Max Haushofer jr. (1840 – 1907) Sohn des berühmten Landschaftsmalers Max Haushofer (1811 – 1866), verfasste unter der Nr. 215 „Europäische Wanderbilder“ –
Der Chiemsee – um 1900 – eine Beschreibung mit Federzeichnungen aller Orte um den Chiemsee mit einem Bild vom Schloss vom See ausgesehen.
Chieming ist ein ansehnliches Bauerndorf, wohl eine der ältesten Ansiedlungen des Alpenvorlandes. Sein Name geht zurück bis in die vorrömische Zeit; dieser Name ist auf den See und auf den Gau
übergegangen. Das Dorf dehnt sich in sanfter Steigung vom Ufer auf die Hügel hinauf, unten am Ufer steht ein freundliches Schlößchen, jetzt als Pfarrhaus dienend. Hart neben seiner Mauer ergießt
sich ein klar fließender Bach in den See. Wo er sich zur Mündung ausweitet, hat man das Wrack eines alten Dampfboots versenkt und mit Felsstücken belastet, um daraus eine Art Schutzwehr für den
kleinen Hafen zu schaffen, den der Bach hier bildet.
„An diese Stelle möge auch Erwähnung finden, dass in Chieming ein eifriger Verschönerungsverein Mühen und Opfer nicht scheut, den Fremden durch geschickt angelegte Spaziergänge und Anlagen, Gelegenheit zu bieten, am freundlichen Ostufer des Sees entlang wandelnd, durch kühle See- und würzige Waldluft, sich zu erfrischen und zu stärken, oder an den Ruhebänken aus sich an dem Anblick des ruhig und friedlich daliegenden Sees mit abwechslungsvollen Rahmen und lieblichen Inseln zu ergötzen.“ (Friedrich Bodenstedt; Traunsteiner Wochenblatt 31.03.1896)
Auszug aus dem deutschen Bäderbuch
„Zurück zur Natur“ schwärmten die französischen Dichter Voltaire und Rousseau in ihren Werken, die vom Adel und gebildetem Bürgertum gelesen wurden. Ebenso die Künstler, die auszogen, um die Landschaft als Motive für die Malerei und die Inspiration für die Dichtkunst zu entdecken. Mit ihren Bildern und Schilderungen vom Landleben waren sie Wegbereiter zur Sommerfrische.
Die Wittelsbacher und andere Adelige trugen zu dieser Entwicklung durch ihre Jagdsitze auf dem Land und im Gebirge bei.
König Max II. reiste 1856 zu Fuß und zu Pferde entlang der bayerischen Alpen und gilt seither als Wegbereiter des Fremdenverkehrs in Oberbayern.
Sommerfrische
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.
(Joachim Ringelnatz)